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Leben bei einer Gastfamilie in einem Fischerdorf auf den Philippinen

Vom Leben, Unterrichten und Rettungseinsätzen

Einsatzort: Philippinen, Sagay City

Organisation: Hilfsprojekt Mariphil eV.

Die beiden Freiwilligen Anna und Amelie engagieren sich mit weltwärts auf der philippinischen Insel Negros, in einem kleinen Fischerdorf an einer Flussmündung zum Meer, in Sagay City. Durch das Leben in ihrer Gastfamilie und ihr Engagement vor Ort erhalten sie vielfältige Einblicke in die philippinische Kultur und das Leben in einer Fischer Community.

Das Leben in der Fischer Community

Anders als erwartet, ist es hier nur selten leise. Die Hunde bellen, die Hähne krähen, Karaoke spielt 24 Stunden lang, die Kinder lachen, die Tricycle-Fahrer hupen und der Regen prasselt auf das Dach. Jeden Abend spielen die Kinder und Erwachsenen Basketball im Zentrum des Dorfes, grundsätzlich ist immer irgendetwas los im Dorf. Täglich gibt es zahlreiche Meeresfrüchte, die wir zu Beginn unseres Freiwilligendienstes noch mit skeptischen Augen betrachtet haben. Mittlerweile zählen Calamaris und Shrimps zu unseren Lieblingsgerichten der philippinischen Küche.

Zwei Frauen stehen auf einem Feld und halten Kokosnuss-Setzlinge in den Händen. Während ihrer Freiwilligenarbeit pflanzen sie Bäume auf der philippinischen Insel.
Die beiden Freiwilligen Amelie und Anna während einer Baumpflanzaktion ihrer Einsatzstelle. Beide halten Kokosnuss-Setzlinge in ihren Händen.

In Bangkal arbeiten viele Menschen als Fischer*innen, Bauer und Bäuerinnen, Tricycle-Fahrer*innen, Gemüse- und Fisch- verkäufer*innen oder Erntehelfer*innen. So gut wie alle Haushalte besitzen Hühner, Hunde, Schweine, Kühe oder Wasserbüffel. Im Dorf wird die Wasserversorgung mit Brunnen geregelt, unsere Wäsche waschen wir selbst mit der Hand. Vergleicht man unser Leben hier, mit dem in Deutschland, sind diese wirklich Welten voneinander entfernt.

Drei Hütten mit Wellblechdach und ein Boot, im Hintergrund sind Palmen. Die Freiwilligen wohnen in einem Fischerdorf auf der philippinischen Insel Negros.
Ein Fischerdorf im Norden der philippinischen Insel Negros

Von Nachhilfeunterricht und Sportaktivitäten

Unsere wesentlichen Aufgaben bestehen aus wöchentlichem Englisch-Nachhilfeunterricht in einer lokalen Grundschule, der Leitung von Spiel-, Mal-, Bastel- und Sportaktivitäten mit den lokalen Kindern, der Unterstützung bei hauswirtschaftliche Aufgaben in unserer Gastfamilie und dem Mitwirken im Rescue-Team in Sagay City. Unser Alltag ist sehr flexibel und variiert stark. Die meisten Aufgaben und Projekte gehen aus unserer Eigeninitiative hervor, was uns enorm viel Raum für Kreativität bietet, jedoch manchmal auch eine große Herausforderung darstellen kann. Besonders viel Spaß bereitet uns der Austausch mit den Kindern, die uns mittlerweile wirklich ans Herz gewachsen sind!

Mit dem Rettungsdienst auf Wache

Im Rescue-Team sind wir einmal wöchentlich für 24 Stunden im Einsatz. Kommt es zu einem Notfall, fahren wir mit einem Team aus sechs Leuten zum Einsatzort, um dort Erste-Hilfe zu leisten und die Patient*innen sicher zum Krankenhaus zu transportieren. Gibt es einfache Aufgaben oder die Möglichkeit den erfahrenen Rettungssanitätern zu assistieren, kommen wir größtenteils ins Spiel. Meistens handelt es sich bei unseren Einsätzen um Motorradunfälle. Das Hauptverkehrsmittel ist hier das Motorrad. Oft tragen die Menschen dabei keine Sicherheitskleidung oder Helme, wodurch sich das Risiko für schwere Verletzungen im Falle eines Unfalls extrem vergrößert.

Das Rescue-Team hat uns von Anfang an sehr herzlich aufgenommen, sodass wir gerne unsere Zeit auf der Rescue-Wache verbringen. Da eine Schicht 24 Stunden lange geht, bleibt sowieso nur die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.

Zu sehen sind fünf Menschen die mit dem Rücken zur Kamera gerichtet sind und über einen einfachen Pfad durch den philippinischen Regenwald laufen. Zwei tragen orange-blaue Warnwesten.
Die beiden Freiwilligen während eines Einsatzes der Rescue-Teams. Da der Rettungswagen oftmals nicht näher an den Einsatzort gelangt, geht es zu Fuß weiter.

Gemeinschaft und Privatsphäre

Eine der schwersten Umstellungen für uns beide war, dass wir so gut wie nie Privatsphäre haben. Privatsphäre hat hier auf den Philippinen definitiv einen anderen Wert als in Deutschland. Zusammen teilen wir uns ein Zimmer und sogar ein Doppelbett. Alle Dorfbewohner*innen leben hier wie in einer großen Familie. Wer hier die Tür abschließt, grenzt sich aus der Dorfgemeinschaft aus. Somit ist unser Haus nicht selten gefüllt mit Kindern, Freund*innen oder Nachbarn. Mittlerweile haben wir uns an das tägliche Gewusel in unserem Haus gewöhnt und es kann auch ein tolles Gefühl sein, umgeben von so herzlichen und inspirierenden Menschen zu sein.

Entwicklung interkultureller Kompetenz

Interkulturelle Kompetenz ist extrem wichtig und hilfreich! Das haben wir durch unseren Freiwilligendienst definitiv gelernt. Bei der Vielfalt an unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Erfahrungen, Perspektiven, Generationen und Sprachen kann ein Zusammenleben sich als gar nicht so einfach herausstellen. Dass Misskommunikation eine der häufigsten Ursachen für Konflikte ist, leuchtet uns deswegen ein. Umso wichtiger sind somit Feingefühl, Kommunikation, Empathie, Offenheit für Neues und kleinschrittiges Vorgehen.

Das kann ein langwieriger Prozess sein, der gleichzeitig auch eine große und wertvolle Chance darstellt. So wie der Freiwilligendienst eine riesige Chance für uns war, ganz andere Perspektiven auf das Leben und die Welt gewinnen zu können!

Zehn Menschen stehen in einem Kreis um einen großen Tisch herum. Einige haben ihre Hände an ihr Herz oder an die Stirn gelegt. Auf dem Tisch liegt ein großes Bananenblatt in welchem sich Reis und Fisch befindet.
Die Freiwilligen während eines gemeinsamen Abendessen mit dem Team der Rescue-Wache, wobei vor dem Essen immer gebetet wird. Bei einem sogenannten „Buddle-Fight“ essen alle mit ihren Händen. Meistens gibt es dabei Reis mit Fisch oder Fleisch, welches auf einem großen Bananenblatt angerichtet ist.

Eine unvergessliche Erfahrung

Seitdem wir hier auf den Philippinen wohnen, sind wir in vielerlei Hinsicht definitiv entspannter. Um etwas zu erreichen, ist es hier am sinnvollsten, mit Ruhe und Gelassenheit vorzugehen. Am Einfachsten ist es hier, nicht zu viele Erwartungen zu haben und dann das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen!

Innerhalb der letzten acht vergangenen Monate haben wir so viele neue Perspektiven, Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen, die uns nachhaltig für unser Leben geprägt haben! Besonders die Pinoys, so nennen sich die Filipinos, denen wir täglich begegnen, sind mit Abstand die herzlichsten und gastfreundlichsten Menschen und machen unseren Freiwilligendienst auf den Philippinen zu etwas besonderem!